Samstag, 21. Juli 2007

Nichts für die Götter

Wenn man vom Trojanischen Krieg als Kind nicht vorgelesen bekam oder in der 6. Klasse nicht aufgepasst hat, wird man spätestens im Erwachsenenalter all die blutigsten Episoden im Film genießen können.

Warum hat der Krieg aber begonnen (wenn er überhaupt stattfand, natürlich)?

Na klar, sagen die, die aufgepasst haben. Der junge Hirte da, der Paris, der zufällig auch der Sohn des trojanischen Königs war, hat den goldenen Apfel der Göttin der Liebe gegeben, weil sie den Streit gewinnen wollte und ihm dafür Helena versprochen hat, die er dann bei Gelegenheit und mit Aphrodites Hilfe nach Troja entführt hat. Wegen Helena also begann der Krieg!

Erstaunlicherweise fragte sich keiner, wo der Apfel herkam und warum ein kleiner Hirte über den Streit entscheiden musste. Wer hat sich überhaupt gestritten? Und wo? Vielleicht war da der Grund?

Und da verstehe ich immer wieder, seit einiger Zeit immer mehr, dass die Griechen mit ihrer Mythologie die „ …wunderbare Kindheit der Menschheit darstellen…“ (Ich nenne nicht den Autoren dieser Aussage, sonst werde ich verhauen).

Die alten Griechen haben den Menschen in seiner Natur schon damals zutiefst erkannt, diese Erkenntnis haben sie ganz romantisch verpackt…

Der goldene Apfel stammte aus einem geheimnisvollen Garten, er ist von der Zwietracht-Göttin Eris geklaut, mit der Schrift „für die Schönste“ versehen und zur einer Hochzeit gebracht worden. Dort haben sich die drei wichtigsten olympischen Göttinnen darum gestritten, die Götter trauten sich nicht, die Schönste auszuwählen und suchten nun einen dummen… unten, auf der Erde… und fanden den Hirten…

Aber den Zusammenhang für den Krieg hat man immer noch nicht…

- Warum hat Eris das gemacht?

- sie war verärgert, weil sie nicht eingeladen wurde

- Wohin?

- na, zu der besagten Hochzeit

- Warum war sie nicht eingeladen?

- weil dies eine Hochzeit eines Sterblichen, also eines Menschen war… und die Menschen sind schon sowieso mit Zwietracht verseucht…

- Und wer war dieser Mensch?

- Peleus, ein großer Feldherr

- Irgendwie nicht bekannt… Und seine Braut?

- Göttin Thetis

- Und warum sollte eine Göttin einen Menschen heiraten?

- weil sie ein Kind bekommen sollte, das stärker, besser, kluger und erfolgreicher sein sollte, als sein Vater

- Das ist doch toll, oder?

- nichts für die Götter, sie sind unsterblich, sie sind vollkommen und sie wollen keine besseren Kinder, das hat Uranos schon am eigenen Leibe erfahren.

- Aber die Menschen schon…

- JA!!!! Das ist es ja!!!! Die Sterblichen, die Erdbewohner, Menschen, die homo sapiens – sie sind alle gleich, seit eh und je. Sie wollen Kinder, die stärker, besser, kluger und erfolgreicher sein sollen, als sie selber es sind. Sie wollen in ihren Kindern die Erfüllung ihrer Träume sehen, sie hegen Hoffnungen und Wünsche, was aus ihren Kindern werden soll. Und das war in der grauen Zeit der Vergangenheit, und es ist immer noch so, die Nummer des Jahrhunderts spielt keine Rolle.

Ich bin auch nur ein Mensch, die Nummer des Jahrhunderts hat mich geprägt, ich bin in dieser Gesellschaft erzogen worden, von mir erwartete man auch Leistung, nach dieser hat man mich gemessen – Schule, Studium, Beruf… man kann doch jetzt nicht anfangen, mir zu erzählen, dass alles Quatsch war, unwichtig, nicht der Rede Wert, dass man mit anderen Maßstäben anfangen soll – nur weil ich jetzt ein behindertes Kind habe… Wo soll jetzt meine Lebensmesslatte liegen? Womit, mit welchen Maßstäben soll ich mich, mein Leben, das, was mir wichtig war und ist, meine anderen Kinder, meine Schüler letztendlich – womit soll ich das Ganze messen?

Übrigens, Thetis gebar Achilles.

Keine Kommentare: