Sonntag, 16. September 2007

Behinderten-Testament

Am Wochenende haben wir uns in Radevormwald einen Vortrag angehört, den Sabine Maurer für Eltern behinderter Kinder organisiert hatte (hier brauche ich eigentlich einen Link, weiß aber nicht, wie es geht, nächstes Mal bin ich schlauer) und der von einem Anwalt für Erbschaftsrecht angeboten wurde.
In einer Gruppe von ca. 30 Eltern hat man nur wenige Hände sehen können, als es gebeten wurde, aufzuzeigen, wer schon ein solches Testament verfasst hatte... Na ja, das heisst, dass all die anderen, auch wir, unsere Kinder ziemlich "im Regen" stehen lassen werden, falls uns etwas passiert... Einiges ist uns jetzt direkt gesagt worden, was wir noch vor einigen Tagen gar nicht glauben konnten.

Sollte jemand aus den deutschen Raum dies lesen, denke bitte nach:
sollte einem Elternteil einer Familie mit einem behinderten Kind etwas passieren, steht nicht nur das Jugendamt vor der Tür und fragt, wie es den Waisen geht. Es steht auch das Sozialamt vor der Tür. Es bleibt natürlich nicht vor der Tür stehen, es geht bis an alle finanzielle Mittel, die es für sich sichern will für den Fall, dass das Kind irgendwann in einer Wohngruppe o.Ä. wohnen wird und Sozialleistungen beziehen wird... Das Sozialamt kann in diesem Fall überall eingreifen und kann viel unter den Geschwistern kaputtmachen.

Wird sich das Sozialamt direkt ums Wohlergehen des behinderten Kindes kümmern?

Nein. Es werden Betreuer, Verwalter, Gutachter, Vormund und Testamentvollzieher eingesetzt werden. Alle wollen und werden aus dem Nachlass der Eltern bezahlt werden.

Das behinderte Kind hat nichts davon, es darf im Erbschaftsfall ein "großes" Vermögen für sich behalten, etwa 2600 €. Davon kann es sich täglich eine Kugel Eis über einige Zeit kaufen. Es wird keine schönere Jacke oder eine Kinokarte extra oder soetwas bekommen. Alles wird vom Staat und von Betreuern, Verwaltern, Gutachtern etc. verwurstet. 30-40 Tausend Euro pro Jahr kostet ein Platz in einer Wohngruppe. Egal, was man einem Kind hinterlässt, wird das Geld schnell weg sein, ohne dass das Kind davon profitieren kann (auser dieser einen Kugel Eis). Wir haben uns bereits eine Einrichtung angeschaut, wir glauben nicht, dass dort die Gelder effizient eingesetzt werden. Aber wir Eltern werden nicht gefragt und dürfen nicht diskutieren, es wird ja nur die Summe genannt: 30-40 Tausend Euro pro Jahr und basta! Jeder, der das liest, wird sich fragen: wie lange muss ich für diese Summe arbeiten?
Wir fangen an zu denken.
Wir wollen unsere Johanna schützen.
Wir wollen aber auch unsere anderen Kinder schützen.
Wir wollen das geschwisterliche Mireinander nach unserem Tod schützen.
Wir wollen uns im Alter und unseren letzten Willen schützen.
Das Wort "Schützen" hört sich komisch an, aber jetzt haben wir verstanden, dass dieses Wort genau richtig ist.
Vor wem denn schützen?
Siehe oben.

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