Montag, 14. Januar 2008

Mein lieber Omar Chayyām... Hätten Sie es gewusst...

Eine Verwandte hat heute angerufen.
Genauer gesagt ist sie eine Cousine.
Vor 14, 5 Monaten, zwei Wochen vor Johannas Geburt, haben wir uns getroffen und danach freundlichst verabschiedet. Ein nächstes Treffen wurde angedacht - wenn das Baby da ist...
Man braucht nicht mal drei Mal zu raten - ein Treffen, ein Telefonat, ein Gespräch, eine Karte, ein Gruß, ein Wort - das hat nie stattgefunden... Wie seitens der ganzen Verwandschaft... Totenstille... Johannas Da-sein ist der Grund?
Wieso hat sie denn heute angerufen? Ach, wollte meinen Mann sprechen, irgendwas mit Computer...

Zur Weihnachten habe ich mir noch gedacht - vielleicht werden einige Menschen Kontakt mit uns wiederherstellen, wenn sie das ganze letzte Jahr Berührungsängste hatten-haben-hätten. Auf ein paar bestimmte Menschen habe ich insgeheim gehofft...

Nein, es ist nichts passiert.
Was soll´s, ich will nicht betteln, ich brauche keine Kontakte als Almosen...

Vor vielen Jahren, noch als Jugendliche, bekam ich ein kleines Büchlein geschenkt. Persische Literatur... Omar Chayyām... Tolle Übersetzung! Seine skeptisch-philosofische Art hat mich fasziniert. Ein 4-Zeiler (Rubai) hat mich besonders beeindruckt ... Komisch, dass ich mich immer wieder daran erinnere...
Für den, der möchte, ist hier etwas zum Nachdenken, aus den Tiefen des 12. Jahrhunderts, aus dem Land, das eigentlich nicht mehr existiert - aus Persien.

Die Übersetzung dieser Rubai ist aus allen mir bekannten Sprachen nur bei den Russen zu finden (Der Dichter lebte eine Zeit lang auf dem Territorium, das zum heutigen Tadjikistan gehört - war also für die kultur-gierigen Russen "der unsere"). Die Engländer haben viele von seinen 4-Zeilern übersetzt, aber ausgerechnet diesen noch nicht, nach einer deutschen Übersetzung habe ich in den Läden und im Netzt erfolglos gesucht. Unsere Osnabrücker Stadtbibliothek hat einen solchen Namen nie gehört... Schade für sie... Ein Spanier hat sich daran getraut, aber konzentrierte sich auf die Versen, in denen die Natur, die Ewigkeit und die Vergänglichkeit eine Rolle spielen… Nach einer Übersetzung suche ich weiter.

Die Nr. 104 hört sich auf Russisch so an:

Чтоб мудро жизнь прожить, знать надобно немало.

Два важных правила запомни для начала :

Ты лучше голодай, чем что попало есть,

И лучше будь один, чем вместе с кем попало.


hier ist ein Versuch einer nicht gereimten Übersetzung:


Um durch dein Leben weise zu gehen, muss man über ein großes Wissen verfügen,

Aber zwei wichtige Regeln merke dir erst als Grundlage:

Verhungere lieber, als unbedacht fragwürdige Nahrung zu dir zu nehmen,

Und bleibe lieber alleine, als mit fragwürdigen Menschen zusammen zu sein…


Ich blieb, mit Johanna verbunden, alleine. Das Vakuum um mich ist schwer zu ertragen.

Und ich denke über Vieles nach... wer oder was ist denn wirklich fragwürdig?

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