Mittwoch, 15. Juli 2009

Andong, wir kommen!

Der Bericht ist am 03.10.2009 zusammengestellt worden.
Er gehört zum Datum Mittwoch, 15.07.09,
Tag 10 unserer Reise.

Der Morgen war regnerisch, warm und nebelig. Kein gutes Wetter für einen Tag, den wir unterwegs verbringen mussten. Während des Frühstücks sahen wir aus dem Cafe diese leere verregnete Strasse und wollten nicht hinaus... Hier im Cafe haben wir uns viel über Religionen in Korea unterhalten. Wen es interessiert, kann selber nachlesen: es wird behauptet, dass ein großer Teil der Bevölkerung immer noch an Schamanismus glaubt. Leider hatten wir an diesem Tag und an den folgenden Tagen keine Möglichkeit gehabt, dies zu prüfen. Das bleibt für uns eine offene Frage - für irgendwann mal...

Die Sachen haben wir schnell gepackt, Johanna wartete im Buggy unten. Als ich auch unten war, fand ich eine Art Fotosession vor: eine Gruppe junge Männer, Bergsteiger, mit viel Ausrüstung im Gepäck, wartete auf die Zimmer, die bald frei werden. Mit Johanna waren sie alle offensichtlich längst per Du, sie war in deren Mitte und wurde mit allen möglichen Objektiven fotografiert. Sie machte das ganz professionell, sie lächelte brav in die Kameras, schüttelte Hände und winkte. Mich begrüßten die jungen Männer so als ob wir schon bekannt waren - oh, you have a nice Baby! Sorry you must leave the hotel just now - the weather is not well - we also can not fly - we have to stay hier till tomorrow... Sie wussten bereits, wie Johanna heisst. "Janna" - das hat sie ihnen gesagt.
Diesen Tag merkte ich mir als einen Anfang für Johanna, sich selbst und später uns der Umwelt vorzustellen.

Der Hotelbesitzer brachte uns bis zur Kreuzung mit seinem Regenschirm und wollte uns den Schirm sogar schenken. Wir lehnten ab, aber diese Geste wussten wir wohl zu schätzen.

Der Weg zum Bahnhof würde uns eigentlich nur 20 Minuten kosten, laut Stadtplan. Auf dem Weg lag ein kleines Reisebüro, in dem wir uns vergewissern wollten, ob unsere Wahl der Gegend, in der wir eine Pause anlegen wollten, richtig war. Im Reisebüro habe ich diese Sicht der Weltkarte fotografiert, die wir bereits in Japan erlebt haben:
An solchen Schaufenstern bleibe ich immer länger stehen, die Regenbogenfarben auf den Ständen im Laden konnte man leider nicht mit auf das Foto nehmen...
Wer schon mal versucht hat, eine kleine Stickerei anzufertigen, wird wissen, was für Arbeit dahinter steckt...
Auf einem smalen Stück Bürgersteig überholte uns plötzlich, und sehr unsanft, ein Motorrad. Später werden wir immer wieder erleben, dass diese Transportmittel alle möglichen Wege nutzen, diesmal waren wir nur unangenehm überrascht.
Am Bahnhof waren wir wieder in einer "globalisierten" Welt - alles gepflegt und mit viel Elektronik organisiert. Die Menschen hier im Saal warteten auf einen Schnellzug nach Seoul, ein Markenzeichen des Zuges und des Services waren die beiden Damen, die die Passagiere beim Durchgang zum Bahnsteig begrüßten - mit eingeübten Verbeugungen, die aber, musste man sich zugestehen, nicht so elegant und selbstverständlich waren, wie die Verbeugungen der japanischen Kollegen...

Nach einigen Recherchen haben wir uns entschieden, lieber mit dem Bus zu fahren, der Weg zum Busbahnhof war nicht weit - aber schon wieder musste man erst den Knoten der Linien entziffern. Auch hier stand ein Rentner als freiwilliger Helfer.
Hier in Wagon Metro knipste ich einige wenige Bilder. Johanna nahm sehr schnell Kontakt mit ein- und aussteigenden Passagieren auf, immer wieder gab es einen Händedruck, ein Lächeln, eine winkende Hand... Eine junge Frau gab Johanna einen Hörer von ihrem Player - und die Kleine wusste genau, was sie damit machen soll und "tanzte", na, hüpfte in ihrem Buggy.
Der nächste Passagier, ein alter Mann, wollte Johannas Hand nicht lassen... - so saßen dann die beiden einige Haltestellen...
In den Momenten, in denen der Zug oben fuhr, merkten wir, dass sich das Wetter nur verschlechtert... Monsun...
Der Blick durch den Wagon war immer spannend: hier sitzt eine Reihe Menschen, alle in verschiedenen Altersgruppen, und alle sind mit ihren Handys beschäftigt...
Wir wissen, dass jede logistische Entscheidung viel Zeit kostet. Heute ist der Tag 10 der Reise, und meine Blicke fixieren überall kleine Läden, in denen wir unser und vor allem Johannas Essen organisieren können -andere Möglichkeiten mit kleinen Büdchen mit exotischen Speisen möchten wir im Moment nicht wahrnehmen... Einen Joghurt bekommen wir am Busbahnhof, und einige abgepackte Brötchen... eben um die Zeit zu überbrücken...
Für dieses Foto habe ich einen passenden Platz gesucht: so weit das Auge reicht... stehen die Busse, in zwei Reihen...
Jetzt sind wir soweit: Pusan, wir verabschieden uns!
Wir fahren nach Norden, Richtung Seoul, in drei Stunden sind wir in der Mitte des Landes, in Andong, und steigen dort aus.
Erst sehen wir den Schnellzug, der gerade startet. Mensch, in Deutschland diskutiert man über solche Züge, hier gehören sie schon lage zur Landschaft.


Die ersten Minuten im Bus waren etwas kritisch. Johanna fand es toll, zu fahren und viel Platz zu haben, sie hampelte bei Papa und ich hatte die Befürchtung, es eskaliert hier alles... Jemand zog mich am Ärmel. Eine Frau reichte mir einen Joghurt und einen Plastiklöffel !!! und zeigte auf Johanna. "For the Baby!" - sagte ihr erwachsener Sohn. Johanna verputzte den Joghurt zum größten Entzücken der Frau. Die Mittagszeit "arbeitete" für uns, Johanna wurde müde und schlief ein. Hurra! Kein Stress, keine Eskalation, kein Geschrei - alles "wie es sich gehört"!
Nun waren wir auf dem Weg zu diesem Ziel - hier im Kreis:
Am Abend davor haben wir uns lange mit der Karte beschäftigt, danach gab es eine Beratung beim Toristeninfobüro - das Ziel stand fest: Andong. Von dort fahren wir weiter nach Pongsan - hier im Kreis.
Der Blick über die Landschaft, wenn auch im Nebel, war einfach schön. Die Tage in Tokyo ließen uns das Grüne sehr vermissen.
Die Flüsse, die wir sahen, waren voll - bestimmt wegen der Regenfälle...
Unsere Diskussion über die Religionen und Atheismus in Korea konnten wir nicht weiter führen, wir beobachteten, wie oft in den Ortslandschaften buddistische Klöster oder Tempel zu sehen waren und wie oft andere Kirchen vorkamen - solche Türme sind übrigens gar nicht so selten gewesen...
Die urbanen Landschaften haben uns durch die Maßstäbe beindruckt. Die Felder und - wie hier - die Treibhäuser kamen ganz dicht an die neuen Bauten, eins höher als das andere, und alles ziemlich neu.
In jedem Ort, an dem wir vorbei gefahren sind, konnten wir die gleichen Bilder sehen: wachsender Wohlstand der Stadtbevölkerung, Baumaßnahmen ohne Ende... die Gegenden wirkten freundlicher, weil die Sonne endlich da war!



Johanna hat fast die ganze Fahrt wunderbar geschlafen, deshalb vielleicht fand ich diese Zeit unterwegs sehr entspannt.
Der Bus ist von der Autobahn abgefahren, wir waren endlich in den Vororten von Andong, einer ca. 200 000-Stadt.
Eine solche Hauptstraße konnte auch in einem spanischen Ort gewesen sein, aber einen Wandermönch würde man dort nicht sehen...
Hier in Andong mussten wir umsteigen, mit einem regionalen Bus wollten wir noch heute abend Pongsan erreichen, ein Dorf mit einigen Sehenswürdigkeiten. Auf der Suche nach einem Restaurant mussten wir wieder ins kalte Wasser springen.
Wir wussten, dass die Restaurants oft nur einige Speisen im Menü haben, sie sind meistens auf den Fotos draußen abgebildet. Hier sprach man kein Wort Englisch, wir mussten zeichnen, gestikulieren etc. Josef bekam sein Schweinekotelett mit Reis - dafür zeichnete ich ein freundliches Schweinchen und eine Pfanne, den Reis zeigten wir - auf dem Sushi-Tisch stand eine Schüssel. Maria, ich und Johanna aßen Nudeln - das Foto im Eingangbereich. Für "nicht scharf" mussten wir ein wenig Pantomime einsetzen, die Köchin lachte, aber verstand.
Dann wurde uns noch ein nicht bestelltes Gericht auf den Tisch gereicht - diese überdimensionale koreanische Sushi-Rolle. Da ich ja am Sushi-Tisch war und dort den Reis zeigte, meinte die Sushi-Meisterin, ich möchte auch davon etwas kosten und machte uns eine Rolle mit XXL-Reisschicht, und zwar von außen. lol.
Wir durften beobachten, wie man das hier macht. Die koreanische Rolle ist viel dicker und bunter, in die Mitte kommt Lemongras oder eingelegter Spinatstengel, ein Streifen Omelett, ein Streifen Rettich, Möhren und Paprika. Eine solche Rolle kostet 1000 Won (60 Cent) und wird oft und gern gekauft - die fertigen Rollen gingen hier ganz schnell weg.
Es ist bereits 18:00, unser Bus nach Pongsan fährt in einigen Minuten.
In den anderen Berichten habe ich bereits erzählt, dass wir uns in dem regionalen Buss nicht besonders wohl fühlten. Zwei Mädchen, die in den Handys Englischprogramme hatten, wollten uns fragen, was wir in Pongsan suchen. Unsere Antwort, dass wir dort eine Schule und ein historisches Dorf sehen wollten, brachte sie aus der Fassung - sie lachten. Und unser Wunsch, noch ein Hotel suchen zu wollen, schien ihnen unrealistisch... Wir waren ziemlich verunsichert...

Aber es hat sich mit dem Hotel doch gegeben, die Mädchen waren so freundlich, dass sie an der Bushaltestelle die Passanten fragten - und schon wurde es klar, dass es hier ein Hotel doch zu finden sei. Sie zeigten uns sogar die Richtung und begleiteten uns ein Stückchen.
Unser Zimmer in einem Hotel in "Pampa", wenn jemand es sehen möchte. Das Bett war auch ganz lustig, es lohnt sich, das Foto zu vergrössern. lol.
An diesem Abend bekam Johanna einen Joghurt als Abendessen. Dieses Foto ist für mich wichtig, weil dies das erste Mal war, dass Johanna einen Joghurtbecher alleine geöffnet und vollständig aufgegessen hat.
Das Zimmer hatte ein Bett und sonst Matten als "koreanische Betten". Für das Badezimmer gab es wiederum extra Badelatschen. Alles war ziemlich zusammengewürfelt. Der Fernseher verfügte über einen Videorecorder, im Flur stand ein Regal mit Filmen zur freien Verfügung... auch in unserem Recorder steckte noch einer... Wir mussten aber ganz schnell alles ausmachen und herausnehmen, da sich die Wahl der Filme offensichtlich auf gelangweilte Männer orientierte... tja...

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