Sonntag, 23. August 2009

Pushkar, Vegetarier-Dasein und heilige Kuehe...

Als ich mich in unserem Hotel in Delhi mit der Speisekarte beschaeftigte, wurde es mir ja SEHR ausdrueklich gesagt, dass ich dort nicht mit Fleischgeichten rechnen darf - da musste ich mich schon wie eine Verbrecherin fuehlen... Nur was macht man, wenn man nach Tagen, an denen man nicht genug brauchbares zu essen findet und sich von abgelaufenen Chips und Pommes ernaehren muss - man wuenscht sich ein Stueck Fleisch auf den Teller... Hier, in disem Ort, ist schon dieser Gedanke eine Suende, sogar die Eier sind streng verboten... Wir sind in Pushkar, in einem Ort, zu dem viele Hindu-Pilger gehen, um im Brahma-Tempel zu beten und sich im heiligen See zu waschen. Da ganze werden wir heute nachmittag noch sehen.
Die Punkte 1 und 2 der polizeilichen Ordnung bitte durchlesen.In Pushkar sahen wir endlich die Kuehe, von denen wir schon so viel gehoert haben, aber in der Stadt Delhi tatsaechlich NICHT gesichtet haben. Hier, im warmen Klima, haben sie genug zu essen ausserhalb der Stadt, aber sie sind doch lieber in der Menschenmenge...

Aus dem Lehmhauschen, in dem ich sitze und das ein Internetdienst fuer 40 Rupien/Std. anbietet (um 70 Cent), sehe ich diese verstaubte Strasse, auf der sich alles moegliche bewegt. Auch Kamele, die sich hier im Wuestenklima ganz wohl fuehlen und immer schon dem Menschen gedient haben.
Die Landschaft hier ist schoen, aber es ist hier sehr heiss, die Fahrt hierher war nicht einfach, auch im Auto.

Bei der Ankunft bewunderte verschlafene Johanna Schildkroeten, die hier im Hotelgarten herumlaufen. Man hat hier fuer die Touristen eine Oase erschaffen, mit Rosengarten, Wandmalereien und exotischen Pflanzen aller art... Ein "englischer" Rasen ist nicht zu uebersehen...
Endlich traute ich mich, nach einem langen Gespraech ueber die NICHT-scharfe Gerichte, mir etwas zu bestellen. Das Ergebnis hat schon wieder alle meinen Geschmacksknospen lahm gelegt. Es gab einen frischen Ananassaft und neutral schmeckende Fladen - eine kleine Rettung... Am fruehen Morgen wollte ich kurz alleine die Umgebung erkunden. Beim Blick aus dem Fenster entdeckte ich eine Affenfamilie, die sich auf den Weg ueber die Hotelmauer machte.

Es dauerte nicht lange - vom Weiten hoerte ich Johanna, die wach war und mich suchte. Wir gingen zum Pool.
Einige Fotos, wenn Ihr wollt, kann ich spaeter hier zeigen. In dieser heissen Gegend eine solche Oase zu bauen und zu pflegen ist nicht einfach, viele fleissige Haende waren schon an diesem Morgen taetig...


Das ist der "optische" Teil unseres Aufenthaltes hier.
Es gibg einen "inneren", an dem wir beide - Josef und ich - viel arbeiten muessen.

Wenn man in solche Laender faehrt, gibt es einige Moeglichkeiten, sich zu bewegen. Viele der westlichen Menschen, die wir trafen, bewegen sich "wie normal" - das ist hier halt so, das Land ist arm, wir sind reich, es ist wie es ist - und wir wollen ja Urlaub machen, wir haben ja schliesslich "fuer alles" bezahlt... Viele Englaender sind hier. Es scheint so zu sein, dass diese Urlaubsziele in England schon immer bekannt waren und mehr angeboten werden. Deutsch haben wir schon lange nicht gehoert. Die Englaender bewegen sich hier "wie normal".

Ich kann mich schon seit Wochen von den schweren Gedanken nicht loesen. Es ging bereits in Lhasa - so viele bettelnde Kinder, schmutzige, ungepflegte Hauser und deren Bewohner... Je weiter nachOsten, desto schlimmer. Die aermlichsten Verhaeltnisse der Tibeter, nicht nur der Nomaden... Nach der nepalesischen Grenze erschlug uns die Armut. Aus unserem Hotelfenster beobachtete ich bereits am ersten Abend ene Baustelle gegenueber und zwei Jugendliche, die Sand und Steine in den Koerben schleppten, bis in die Nacht hinein. Am naechsten Morgen waren die Sandhaufen groesser, die Jungs waren auch da... und es ging weder los - hoch und herunter... fuer ca. 100-120 nepalesische Rupien am Tag, was 1 oder 1,20 Euro bedeutet... Auch junge Frauen waren dabei, deren zierliche Koerper fast so gross wie die Koerbe waren... Ich habe schon mal im Leben die Not gehabt, alleine 5 Saecke mit Moertel in den vierten Stock zu schleppen, ich weiss es immer noch, wie unglaublich schwer die Schulter belastet werden. Den Frauen konnte ich nur zuschauen, aber helfen konnte man dort nicht... Hier in Indien schon am ersten Abend das Gleiche: aus dem Hotelzimmer beobachte ich Daecher der Nachbarhauser und ganz viele Tueren und Buden und Gaenge... ueberall leben Menschen, manche Schlafen einfach auf dem Dach, ein Stueck Karton als Bett und drei Plakate als Bettlacken (wenn ihr wollt, zeige ich die Jungs auf der Baustelle in Kathmadu und die Menschen hier auf dem Dach). Dutzende junge Maenner, die versuchen, in der Marktnaehe etwas geld zu verdienen... oder erschoepft an Strassenrand, in ein schmutziges Tuch gehuellt, ganze 30 cm breite Flaeche fuer sich beanspruchen.

Versucht man also, sich und seine Augen dem Leid der Welt nicht zu verschliessen, wird es einem sehr schwer ums Herz. So geht es mir im Moment, so geht es Josef, wenn nicht schlechter... Natuerlich sprechen wir auch von unserer Ankunft und vonden naechsten Plaenen, man wird ja sofort ins Leben involviert und gefordert (du warst ja im Urlaub, hau' mal 'rein!)...

Die ruhige laendlich liegende Schule, in der ich arbeite und in der bereits das Schuljahr anfing, sehe ich aus dieser Weite ganz anders. Die suche nach dem Shangri-la, was viele betreiben, kann an einem solchen Ort zu Ende sein, und die wunderbare begleitete und behuetete und wohl organisierte Schulzeit und Kindheit meiner Schueler und meiner Kinder kann man nicht anders beschreiben, sie haben ja schon alles, sie haben ja ihr Paradis... aber das werden sie nicht verstehen, dafuer muss ich stundenlang erzaehlen und erzaelen, dafuer reicht kein Unterricht... Was werde ich nur tun... ich habe mich wohl wieder veraendert, so wie es nach Johannas Geburt war. Ich hoffe, wieder eine gemeinsame Sprache mit meinen Mitmenschen finden zu koennen...

Es sind bestimmt viele Fehler in diesem Text, einige Tasten funktionieren nicht richtig, fuer das Durchlesen habe ich im Moment keine Zeit, sorry.

Keine Kommentare: