Sonntag, 15. August 2010

Johanna und Babies

Vor vielen Jahren prägte eine unangenehme Situation meine Vorstellung von DS. Eines unserer Kinder lag im Kinderwagen und konnte sich noch nicht mal drehen. Ein DS-Kind im Grundschulalter wollte mit dem Baby "spielen". So bekam das Baby einen Eimer Sand ins Gesicht geschüttet (Baby schnell herausziehen, abwischen, ausschütteln, den Kinderwagen säubern... und versuchen, ruhig zu bleiben und nett zu lächeln...), einen Lederfußball in den Kopf geschmissen (das Baby beruhigen, Brust geben, etwas Kaltes auf die Wange legen, wieder mal versuchen, schön nett zu bleiben...), den Kinderwagen mit dem eben eingeschlafenen Baby auf den Federn so richtig durchgeschüttelt (wie lange kann man überhaupt nett lächeln?)... Ich habe Flucht ergreifen müssen, da sich die Erziehungsberechtigten nicht schützend vor mir und vor meinem Baby gestellt haben, sondern das Geschehene sich selbst überlassen haben.

Und nun habe ich ein DS-Kind im eigenen Haushalt. Aus der alten Erfahrung schöpfend wollte ich eine Mauer um das Haus ziehen lassen...

Wie wird Johanna mit den Babies umgehen? Diese Frage habe ich mir öfter gestellt. Dabei war sie selber noch ein "Baby". Jetzt, wenn wir Bücher anschauen oder jemanden auf der Straße sehen, nennt Johanna kleinere Kinder "Baby". Das sind für sie Kinder, die von der Körpergröße kleiner sind.

Auf dem Kalender stand ein freudiger Besuch: ein neues Baby unserer lieben Tageseltern. Ich beobachtete Johanna, wie sie mit dem Baby umging. Sie streichelte die Hand und schüttelte sie ein wenig wie zur Begrüßung, dann streichelte sie die Füße, sprach "Hand" und "Füße" aus, dann streichelte den Kopf, dabei sagte sie "viele Haare", dann streichelte sie die weiche Gesichtshaut und war ganz entzückt. Sie sagte "Backe" und "Nase". Sie hat NICHTS getan, was ein anderes 3-jähriges Mädchen bei dem Anblick eines Babies nicht machen würde.
Wir müssen wohl öfter das Baby besuchen, so lernt sie am Besten, wie man damit umgeht.

Vor einer Woche waren wir zum Geburtstag von Johannas "Tagesbruder" eingeladen. Für die Kinder wurde ein extra Tisch gedeckt. Ich traute mich nicht, Johanna alleine zu lassen und setzte mich dazu. Umsonst waren meine Sorgen. Sie saß mit den anderen Kindern am Tisch, sie aß ganz vornehm die Quarkbällchen, sie hat nichts umkippen oder fallen lassen. Sie hätte dort wunderbar alleine sitzen können. Die ganze KiGa-Erfahrung im Gemeinschafts-Essen habe ich in diesem Moment aus dem Blickfeld ausgelassen.

1 Kommentar:

Hallo! Ich bin Leander. hat gesagt…

Das hört sich ganz wunderschön an! So wie es grobe Kinder und seltsame Eltern mit 46 Chromosomen gibt, gibt es sie eben auch in der 47er Version, denke ich!
DANKE für´s erzählen!

LG,
Sabine und LEander