Sonntag, 30. Januar 2011

Wieder im Theater

Ich habe Johanna kurzerhand mitgenommen und eben schnell ins Puppentheater gefahren.

Das Stück sollte ausverkauft sein, bestätigte mir der Reservierungs-Anrufbeantworter... Das macht nichts. Seit vielen Jahren weiß ich, dass es immer freie Plätze gibt und dass ich mit Maria noch nie nach Hause fahren musste. Und siehe mal da - die ganze Empore ist frei, wir sitzen dort königlich allein, das sind die besten Plätze im Gebäude - warum sitzt dort keiner? Das Stück heisst "Dornröschen", Johanna kennt die Geschichte sehr gut... wird sie die Puppen auch erkennen?

Das Stück wird von Pappen Elli gestellt (ein NAME in Osnabrücker Kindertheater-Szene). Ich habe Pappen Elli 9 Jahre nicht gesehen... Nun... Der Zahn der Zeit nagt an jedem, aber nicht an ihrem feinen Humor.
Sie denkt allerdings, und das immer schon, dass die Kinder alles ziemlich langsam aufnehmen... so ist seit Jahren ihre Geschichte aufgebaut. Ich bin jetzt nach 9 Jahren wieder hier und beobachte, dass die Kinder, "erzogen" auf schnellen, sich rasch abwechselnden Bildern, viel zügiger mit dem Aufnehmen sind. Auch Johanna, auch bei ihrer generellen Problematik... Als Pappen Elli schon zum dritten Mal erklärte, dass ihr Zauber-Märchenbuch pieckst, da es Dornen hat, und auf ihren Finger lange pustete, wurde es Johanna langweilig... Oh je... sie sagte mir ins Ohr, aber leider immer noch laut genug: "Mama! Nach Hause gehen! "Lauras Stern" gucken!" ...Soviel dazu...

Zum Glück waren wir doch weit genug von der Bühne... und der Rest der Darstellung wurde etwas spannender und informativer... tja... Johanna braucht Input... ich werde sie nicht mit sich wiederholenden Bildern und Infos abspeisen können...

Nach der Vorstellung hat sie sich zu meinem Staunen gut orientieren können und ist ohne Probleme in der Menge zur Garderobe vorgelaufen. Natürlich war sie in diesem Gebäude die Einzige mit einem gewissen extra. Um uns waren nur junge Eltern und vereinzelt Großeltern. Viele Eltern, mit dem ersten Kind in der ersten Reihe sitzend, waren noch in der Familiengründungsphase... Solche Menschen schauen sich Johanna mit besonderem Interesse an. Ich bin alt genug, um ihre Gedanken dabei lesen zu können. Was ist, wenn bei uns auch sowas...??? Solche jungen Frauen, die sich mit einem "nächstes-Kind-Gedanken" noch tragen, schauen nicht nur neugierig zu, manche wollten heute Kontakt aufnehmen. An der Garderobe beobachtete eine junge Frau mit zwei kleinen Mädchen, wie Johanna diesmal versuchte, erst mir in die Jacke zu helfen, dann sich selber :-). Sie traute sich und fragte Johanna direkt:
-Und Du? Wie hat Dir das Stück gefallen?
- Gut!
- Welche Puppe hat Dir denn gefallen?
- Baby!
- Oh... (die Puppe war nämlich nicht zu sehen, es wurde aus dem Bettchen nur geweint :-) )
- Baby traurig!
- Oh ja, das Baby hat geweint, da hast Du Recht! (Die Bemerkung, dass das Baby "traurig" war, hat die junge Frau sogar positiv überrascht, da dies bei ihr den Gedanken über "höhere" Abstraktionsfähigkeit auslöste... tja, Johanna sagt zu jedem Weinenden "traurig" - das weiß in diesem Moment nur ich, und ich schweige :-)) Sie hat noch etwas gefragt, Johanna hat vernünftig geantwortet... na, es geht doch!

Auf dem Weg zum Auto merkte ich, dass Johanna ein großes, großes Intersse an ihrer Umwelt hat. Alles würde sie lange betrachten und anschauen, auf jeder Bank sitzen bleiben und in jede Tür hineingehen... Dieses Interesse kann sie leider kaum stillen, da wir ihr offensichtlich nur wenig Luft dazu geben. Immer schneller, immer in der Eile... Schade für Johanna, aber wie soll ich meine Lebenszeit strecken, um auch dafür noch Luft zu verschaffen?...

Die Menschen, die nach dem Gespräch mit Johanna - eventuell -beruhigt heute nach Hause gingen, ihre Kinder hüpfend hinterher, wissen nicht, wie sich so ein kurzer Weg zum Auto gestaltet. Ich trug Johanna bereits ein Stück, da sie NICHT mitkommen wollte... Dann blieb sie auf den Stufen sitzen...

Zum Schluß hat sie sich dort hingelegt... Oh je...

Jetzt kann ich sie noch tragen.
Wie soll es in einem Jahr gehen?

Na ja, diese Frage stelle ich mir in einem Jahr. Aber heute bin ich zufrieden, dass sie sich so gut benommen hat und dass sie fast eine Stunde der Vorstellung aufmerksam zuschaute. Zu Hause berichtete sie, mit meiner "Übersetzung", vom eingeschlafenen Feuer - auch solche Details hat sie aufgenommen!

In zwei Wochen sind wie wieder dort. Das nächste Stück ist ganz neu.

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