Dienstag, 5. Juli 2011

Im trüben Wasser Fische fangen...

so sagt man in meiner Muttersprache, wenn man meint, sich in einer Grauzone zu bewegen oder bewegen zu müssen... Am Abend des 22. Juni waren wir, Johannas Eltern, in einer Sitzung und hörten uns zwei Vorträge an, die mich, Johannas Mutter, an dieses trübe Wasser denken ließen...

Der kleine Artikel in der Zeitung zwang uns, den Plan für den Abend zu ändern... Nun saßen wir im großen Saal... Alle Anwesenden sind super wichtig... Der Redner aus dem Kultusministerium nannte viele spannende Richtungen, in denen jetzt im Land Niedersachsen gearbeitet wird. Die Gesetztgebung für das Schuljahr 2011/12 existiert noch nicht, man erwarte zum Ende des Jahres 2011 eine klare Regelung. Bis dahin - trübes Wasser... Die Schulen sollen sich entscheiden, welche Wege in der Inklusion sie gehen wollen, und sollen dann auch dahinterstehen. Wenn nicht... wieder trübes Wasser? In diesem Jahr dürfen die Eltern ihre Kinder tatsächlich überall anmelden und das tun sie auch. Die Anmeldezahlen für die Förderschulen sind drastisch gefallen. Es sieht so aus, dass die frei werdenden Förderlehrer mobile Unterstützung leisten sollen und sich in Zukunft zwischen vielen Schulen bewegen sollen, um ihre Erfahrung bei Bedarf einzusetzen (und ihre Stunden zusammen zu bekommen ). Die "normalen" Grundschullehrer dagegen haben zum grössten Teil gar keine Erfahrung und die Studiumgänge für Sonderpädagogik/Heilpädagogik werden als erste gekürzt, wenn eine Uni Geldnöte hat. Also... trübes Wasser...

Der zweite Redner, ein Schulleiter mit schwarzem Humor, berichtete aus seiner Erfahrung... Deutschland hat die Konvention unterschrieben? Pech! Nun müssen wir das auslöffeln... Inklusive Schule? Wir geniessen ja schon lange eine Art exklusive Schule... die Gymnasien... wie soll man da inkludieren?

Oh je, Familie Stührenberg, schande, Ihre Kinder sind ja ihr Schul-Leben lang exklusiv unterrichtet worden,.. na, beschult worden,... und jetzt denken Sie an eine Schule für alle... Tja, verehrte Herren von all den Ausschüssen, Gremien etc., gern hätten wir auf diesen Sinneswandel verzichtet... können aber nicht...

Gerade der zweite Redner, der ja aus der Praxis sprach, meinte, dass viel mehr Kinder mit DS ein besseres Bildungsniveau erreichen können, als sie dies an den Sonderschulen erreichen... Aha... Johanna zählt immer noch: eins, drei, vier... ohne "zwei" also... Sie ist schon jetzt, mit 4,5 Jahren, um zwei Jahre zurück...

Wir kamen damals mit gemischten Gefühlen nach Hause... Was ich mitgenommen habe, war dieses Gefühl für das "trübe Wasser": was bringt es einem Elternteil und dem Kind die jetzt frei gewordene Schulwahl, wenn es keine Grundlage gibt?

Heute, am 05.07.11, kam endlich ein Bericht aus der Sitzung...
Ein wenig blass und knapp gehalten... aber, wer weiß, man hofft ja bis zuletzt...

...ein Jahr Rückstellung werden wir für Johanna noch hinbekommen, aber was wird wohl weiter sein?

Keine Kommentare: